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Hubertus Schmoldt, Sozialdemokrat. – Als Vorsitzender der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie haben Sie im Verbandsorgan den Mitgliedern die Große Koalition schmackhaft machen lassen: »Mit seinem Verzicht aufs Kanzleramt... hat Gerhard Schröder den Weg zur Verständigung zwischen den Volksparteien freigemacht. Im Gegenzug haben die Sozialdemokraten Angela Merkel wichtige Zugeständnisse abgerungen – zum Beispiel, daß die Tarifautonomie nicht angetastet wird.« Da schaue einer noch durch – Gerhard Schröder hat also auf ein Amt verzichtet, das er ohnehin nicht bekommen konnte, und so eine Norm gerettet, die er selbst eigentlich abschaffen wollte, die aber sowieso kaum noch normierende Kraft hat.

Heribert Prantl, Innenpolitiker der Süddeutschen Zeitung . – »Zapfenstreich«, so schreiben Sie, sei jetzt nicht nur für Gerhard Schröder, sondern auch für Oskar Lafontaine: »Schröder war die Agenda, Lafontaine die Anti-Agenda. Nun ist die Politik der SPD befreit von den alten Namen und den damit verbundenen Antagonismen.« Ja, ja, Politiker kommen und gehen, aber die Agenda-Politik bleibt bestehen. Und der nicht aufhebbare Gegensatz zwischen denen, die von dieser Politik profitieren, und den vielen anderen, die von ihr geschädigt werden.

Matthias Platzeck, Lassalle-Nachfolger. – »Der nette Mann aus Potsdam kann auch austeilen... Er wies die Delegierten an, was sie zu tun hätten«, attestierte Ihnen nach Ihrem Auftritt beim SPD-Parteitag die Frankfurter Rundschau und zitierte sie: »Die Führung heißt Führung, weil sie die Partei führt.« Damit alles seine Ordnung hat, sollten Sie bei Gelegenheit auch die Titulaturen im Statut Ihrer Partei erneuern. Partei-»Vorsitzender«, das klingt zu matt für einen Deichgrafen.

Frank-Jürgen Weise, Vorstandsvorsitzender der Bundesagentur für Arbeit. – Über die Nachrichtenagentur idea haben Sie der Öffentlichkeit mitgeteilt, was zu tun ist, »wenn Maßnahmen für Arbeitslose nicht helfen«: Dann brauche Deutschland neben guten politischen Konzepten viel Gebet und viel Glauben. Diese Empfehlung wundert uns nicht, da sie von einem Mitglied des Kuratoriums der evangelikalen »ProChrist-Bewegung« (neben Bischof Huber, Ministerpräsident Wulff, Minister Beckstein, ZDF- Moderatur Hahne u.a.) kommt. Aber verraten Sie uns bitte noch, welche guten politischen Konzepte Sie im Sinn haben und was Sie selber zu tun gedenken. Wie wäre es zum Beispiel, wenn Sie alle Agenturen für Arbeit anweisen würden, die Arbeitslosen täglich zum gemeinsamen Gebet zu versammeln? Möglichweise ließe sich der Glaube stärken, wenn anschließend eine warme Suppe ausgegeben würde.

Erschienen in Ossietzky 24/2005