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Als erstes schaffte er den altertümlichen Tragethron ab, in dem sich die Stellvertreter Christi seit Jahrhunderten befördern ließen. In den Straßen jubelten die Menschen und tauften ihn "Papa Luciano". Die Kanzlei des Vatikans wurde von Briefen überschwemmt, die tiefe Zuneigung, Hoffnung und Verehrung ausdrückten. Der reaktionäre Klerus dagegen befürchtete, der neue Papst könnte die von Johannes XXIII. verfolgte Reform der katholischen Kirche, das Engagement für Ökumene, Frieden und Aussöhnung, wieder aufnehmen. Dieser hatte sich 1961 in seiner Enzyklika "Mater et Magistra" dem Thema "Christentum und sozialer Fortschritt" zugewandt, darin auch von "Vergesellschaftung" gesprochen und ein Jahr später in "Pacem in Terris" weitere grundsätzliche Menschheitsfragen behandelt. Erste Verlautbarungen ließen darauf schließen, daß Johannes Paul I. umfangreiche personelle Veränderungen plante. Man hielt es für möglich, daß er von seinem Recht Gebrauch machen könnte, die ganze Kurienspitze auszuwechseln. Diese Sorgen nahmen mit Lucianos Tod ein Ende. Nach der offiziellen Verlautbarung starb er an einem Herzinfarkt infolge einer Überdosis eingenommener Herzmedikamente. Noch am gleichen Tag tauchten jedoch die ersten Gerüchte über Mord auf. Ein Priester wurde mit den Worten zitiert: "Der Heilige Geist hat uns da einen guten Dienst erwiesen" - er habe die Kirche von Luciano befreit, "bevor er zu großen Schaden anrichtete". Handfeste Indizien untermauerten den Verdacht. Der Bruder des Papstes, Edoardo Luciano, und die Nichte Pia sagten später aus, er habe nur an leichten Krankheiten gelitten und lediglich Vitaminpräparate und andere leichte Medikamente eingenommen, an denen man, auch in hohen Dosen, niemals sterben könne. Die erste, die den Papst am Morgen tot vorfand, war die ihn betreuende Ordensschwester Vincenza Taffarel. Auf seinen starren Augen habe die Brille gesessen, in den Händen habe er Papiere gehalten, sagte sie. Die Brille sowie die Papiere verschwanden spurlos. Radio Vatikan meldete zunächst, der Tod sei bereits am Abend gegen 23 Uhr eingetreten. Das wurde korrigiert, als die zur Einbalsamierung der Leiche am Morgen herbeigerufenen Bestatter aussagten, der Körper sei "noch warm" gewesen. Besonders verdächtig wirkte, daß das Kardinalskollegium, wie später der Corriere della Sera schrieb, eine Obduktion des Toten verweigert habe. Die These vom Mordkomplott erhielt Auftrieb, als der britische Autor David Yallop sie 1984 in seinem Buch "Im Namen Gottes" mit politischen Fakten unterlegte. Danach soll Johannes Paul I. den Verbindungen des Vatikans mit der faschistischen Putschloge P2, Geheimdiensten und Mafia-Kreisen auf der Spur gewesen sein. Ein bei dem Toten gefundenes, dann verschwundenes Papier sei eine Liste höchster kirchlicher Würdenträger in der P2 gewesen, darunter Erzbischof Casimir Marcinkus, Chef der Vatikanbank, beteiligt an der Ermordung des christdemokratischen Parteivorsitzenden Aldo Moro, der ein Regierungsbündnis mit den Kommunisten betrieben hatte. Die Liste habe auch die Namen von Kirchenfürsten umfaßt, die zur Ermordung des P2-Bankiers Roberto Calvi (als Verwalter der Vatikan-Finanzen "Bankier Gottes" genannt) und seines im Gefängnis mit Zyankali vergifteten Vorgängers Michele Sindona beigetragen hätten. Ein Papstmord wäre nichts Neues gewesen. Solche Fälle durchziehen die ganze Geschichte der Kurie. Johannes VIII., Pontifex 872-882, erhielt von einem Verwandten Gift und wurde, als es nicht rasch genug wirkte, mit einem Hammer erschlagen. Schon bis zur Mitte des 11. Jahrhunderts folgten noch sieben Papstmorde. Mordverdacht wurde auch 1939 beim Tod Pius' XI. erhoben. Dieser Papst, der geholfen hatte, Mussolini an die Macht zu bringen, und der das Konkordat mit Hitler hatte unterzeichnen lassen, soll später die Absicht gehabt haben, dem faschistischen Unheil, vor allem der Judenverfolgung, mit einer Enzyklika "Humani generis unitas" entgegenzutreten. In der Nacht vor dem Konklave der italienischen Bischöfe am 11. Februar 1939, auf dem dies geschehen sollte, begab sich der Arzt Francesco Petacci, der Vater der Geliebten Mussolinis, zu dem herzkranken Papst und verabreichte ihm eine Injektion. Am frühen Morgen lebte Pius XI. nicht mehr. Der Weg war frei für Pius XII., unter dem der Vatikan den barbarischen Verbrechen des Faschismus tatenlos zusah. Die Enzyklika seines Vorgängers nahm er unter Verschluß. Sie wurde bis heute nicht veröffentlicht. Hinzuzufügen bleibt noch, daß der Tod Papa Lucianos vor 25 Jahren den Weg für Karol Wojtyla freimachte, den ersten nichtitalienischen Papst seit 500 Jahren. Unter diesem fanatischen Antikommunisten kam es, wie Carl Bernstein und Marco Politi in ihrer Biographie "Seine Heiligkeit. Johannes Paul II." darlegen, zu einer intensiven Zusammenarbeit des Vatikans mit CIA und NATO gegen den Ostblock. An dieser Konstellation hat sich - trotz der Differenzen mit dem Weißen Haus vor dem Krieg gegen den Irak - bis heute wenig geändert.
Erschienen in Ossietzky 19/2003 |
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