Winfried Kretschmann, Stuttgart. - Als Fraktionsvorsitzender der Grünen im baden-württembergischen Landtag haben Sie den Koalitionsklüngel Ihrer Partei mit der CDU in der nordrhein-westfälischen Metropole Köln wohlgefällig zur Kenntnis genommen. Da zeichnen sich neue Regierungsbündnisse in Bundesländern ab und, wer weiß, vielleicht auch auf Bundesebene. Zwischen der Union und den Grünen, so sagten Sie, bestehe ein hohes Maß an Übereinstimmung in der Wirtschaftspolitik. Allerdings dürfe eine schwarz-grüne Koalition in Ihrem Ländle "nicht zu früh propagiert werden", vorher sei das Ergebnis der nächsten Landtagswahl abzuwarten. Seien Sie getrost, wenn es dann die Mehrheitsverhältnisse so wollen, wird der Teufel nicht in jedem Detail stecken bleiben; ein paar Windkraftanlagen mehr wird Ihr Ministerpräsident Ihnen zugestehen.

Franz Müntefering, Berlin. - Ihnen mißfällt, daß in den Medien immer stärker gemutmaßt wird, Ihr früherer Parteivorsitzender wolle sich wieder um seine Partei kümmern. Darum haben Sie ihn mit der Autorität des SPD-Fraktionsvor-sitzenden im Bundestag ermahnt: "Wenn Oskar Lafontaine der SPD wirklich wieder helfen will, muß er ganz einfach öffentlich den Mund halten." Aber wird Gerhard Schröder alles richtig mitbekommen, wenn sein ehemaliger Mitstreiter es ihm ins Ohr flüstert? Da haben wir Zweifel.

Harald Schartau, Düsseldorf. - Auch Ihnen, dem Fraktionsvorsitzenden der SPD im nordrhein-westfälischen Landtag, wäre ein Comeback Oskar Lafontaines nicht willkommen. Deshalb haben Sie zur Spruchweisheit gegriffen: "Wenn die Sonne tief steht, werfen auch Zwerge lange Schatten." Das war als Kommentar zu der Aufmerksamkeit gedacht, die Lafontaines Rede vor Saarbrücker Sozialdemokraten fand. Gewiß - die SPD verfügt über Riesen wie Sie und ist deshalb auf Oskar nicht angewiesen. Die Sonne freilich steht tiefer denn je für die Sozialdemokraten.

Karoline, Mutter der freiwilligen Bundeswehr-Rekrutin. - In einem Interview mit dem Ostdeutschen Rundfunk Brandenburg (ORB) gaben Sie Auskunft über Ihre wehrlustige Tochter: "Als sie sich die langen Haare abschneiden ließ, da war für mich klar: Sie hat mit der Zivilisation abgeschlossen." Das ist im Prinzip richtig, im Detail aber etwas ungenau. Nicht als Ihre Tochter Karoline sich die langen Haare abschneiden ließ, hatte sie mit der Zivilisation abgeschlossen, sondern als sie sich freiwillig zum Waffendienst meldete.

Peter Tepper, Kabarett Kartoon, Am Köllnischen Park, Berlin. - Sie dachten über den Titel für ein neues Programm nach und hatten endlich eine glückliche Erleuchtung. Die Schau soll heißen: "Zu wahr, um schön zu sein." Herzlichen Glückwunsch. Ein erstklassiger Slogan. Er ist so witzig und doppelsinnig, daß ihn der große Komiker Curt Bois zur Überschrift seiner Lebenserinnerungen machte, die 1980 im Henschelverlag erschienen. Bois starb 1991.

Claus Lutterbeck, Redaktion stern, Hamburg. - Ihr vorzüglicher Artikel über Bush jun. endet mit den Worten "... könnte ein bißchen Armageddon unvermeidlich sein". Es freut uns, daß Sie an der Formulierung von Gerhard Zwerenz in Ossietzky 1/2003 ("Ein bißchen Armageddon gefällig?") Gefallen fanden.

Erschienen in Ossietzky 3/2003